Musikvermittlung für und mit Senior*innen
Vor dem Hintergrund von Motivationen und Forderungen nach Zugängen zum Konzert- und Theaterbetrieb und nach kultureller Teilhabe spielt die Erweiterung und Ausdifferenzierung von Ziel- und Dialoggruppen eine große Rolle (vgl. Plank-Baldauf/Schmidt 2025). Angebote werden häufig anhand der Differenzkategorie Alter entwickelt (vgl. Schippling/Voit 2023), um mit ihren Inhalten, Arbeitsweisen, Formen und Formaten die spezifischen Bedürfnisse berücksichtigen zu können und Räume für partizipatives künstlerisches Arbeiten zu ermöglichen. Junge Menschen sind dabei in den vergangenen Jahren verstärkt in den Fokus gerückt (vgl. Kinder- und Jugendtheaterzentrum in der Bundesrepublik Deutschland 2016; Schaback 2020; Mandel/Nesemann 2021; Plank-Baldauf/Fahrholz 2023). In der Ausgabe Bd.3, Nr. 2 von Klangakt möchten wir uns mit Senior*innen als Ziel- und Dialoggruppe beschäftigen und aktuelle Forschungsergebnisse sowie Praxiseinblicke aus der Musikvermittlung für ältere Menschen abbilden. Folgende Schwerpunkte sind dabei denkbar:
- Potenziale für künstlerische Prozesse: Welche musikalischen Erfahrungen und biografischen Prägungen bringen ältere Menschen mit – und wie lassen sich diese als Ressource für künstlerische Prozesse nutzen? Wie kann Musikvermittlung Räume schaffen, in denen ältere Menschen nicht nur Rezipient*innen, sondern aktiv Gestaltende musikalischer Prozesse sind?
- Zielgruppen-Orientierung: Inwiefern richtet sich Musiktheater speziell an Senior*innen – wie zeigt sich diese Zielgruppen-Orientierung in der künstlerischen Praxis? Wie geht die Musikvermittlung mit unterschiedlichen kulturellen, sozialen und musikalischen Prägungen um? Ist die Bezeichnung ‚Musiktheater für älteres Publikum‘ überhaupt tragbar?
- Bedeutung von Musik in der Lebensspanne: Wie verändert sich die Bedeutung von Musik in verschiedenen Lebensphasen und wie kann Musikvermittlung daran anknüpfen?
- Welche musikalischen und dramaturgischen Gründe gibt es für die besondere Identifikation von älteren Menschen mit spezifischen Werken und welche soziologischen Gründe spielen beim Konzert- und Musiktheaterbesuch eine Rolle? Welche Bedeutung haben Theater-, Konzert- und Opernhäuser im Leben von älteren Menschen, welche Rolle kann die freie Szene einnehmen?
- Teilhabe: Welche Rolle spielen Musik und Musikvermittlung in der sozialen und kulturellen Teilhabe älterer Menschen, besonders im Hinblick auf Isolation, Demenz oder Mobilitätseinschränkungen? Welche strukturellen Bedingungen braucht es dafür - insbesondere in ländlichen Regionen? Wie kann die Musikvermittlung und das Musiktheater auf eine überalternde Gesellschaft reagieren, in welcher lebenslanges Lernen und gesundes Altern als Lösungsansätze im Umgang mit Einsamkeit, Trauerverarbeitung und Sinnstiftung nach kreativer Umsetzung suchen?
- Medizinische Aspekte: Welche Chancen bietet Musikvermittlung im Umgang mit pflegebedürftigen Senior*innen im Einklang und/oder Unterschied zu musiktherapeutischen Ansätzen oder der Elementaren Musikpädagogik? Welche Form der mentalen und körperlichen Aktivierung kann die Musikvermittlung leisten? Welche Rolle spielen dabei unterschiedliche musikalische Techniken, wie z. B. die musikalische Improvisation?
- Fachdisziplinen: Inwiefern unterscheidet sich die Musikvermittlung in der Arbeit mit Senior*innen von angrenzenden Fächern? Wo ergeben sich Synergieeffekte, z.B. mit der Musikgeragogik, der Musikermedizin oder der Musiktherapie? Welche interdisziplinären Ansätze bestehen bereits oder könnten ausgebaut werden?
- Lehre und Forschung: Welche Beispiele und Ansätze gibt und/oder braucht es in der Lehre und Forschung von Musikvermittlung, die ältere Generationen als Dialoggruppe mitdenkt?
Dieser Call for Paper richtet sich an Personen aus musikbezogenen und interdisziplinären Arbeits- und Forschungsbereichen. Bitte reichen Sie bis zum 01.09.25 ein kurzes Exposé (maximal 2000 Zeichen) ein. Die Redaktion tritt dann mit Ihnen in Kontakt.
Einsendeschluss für die fertigen Textmanuskripte ist der 15.10.2025. Zusätzlich zum Text kann weiteres Material hochgeladen werden.
Darüber hinaus sind Literaturhinweise über bereits publizierte Aufsätze zu genanntem Thema erwünscht, diese werden in Form einer Literaturliste gesammelt oder können, sofern die Publikationsrechte des Verlages eingeholt wurden, als Zweitpublikation bei Klangakt wieder veröffentlicht werden.
Weitere Informationen zu Textformen, die Autorenrichtlinien und Upload-Möglichkeiten sowie aktuelle Ausgaben der Zeitschrift finden sich unter https://klangakt.ub.uni-muenchen.de/klangakt/index
Durch die DOI-Verlinkung unserer Beiträge sind die Texte dauerhaft, kostenlos und durch die online-Suche der Universitätsbibliotheken auffindbar. Klangakt ist eine Plattform, die möglichst viele Perspektiven abbilden, Fachcommunities zusammenbringen und Netzwerke stärken möchte. Interessierte sind ausdrücklich eingeladen, die Zeitschrift als Autor*innen, Künstler*innen, Gast-Herausgeber*innen oder als weitere beratende Personen mitzugestalten.