Aktuelle Ausgabe
Mit Blick auf die Altersstruktur westlicher Gesellschaften rückt die Ziel- und Dialoggruppe Senior*innen in den Fokus von Musik(theater)vermittlung. Band 3, Ausgabe 2 von Klangakt vereint unterschiedliche Ansätze musikalischer Arbeit mit Senior*innen in der freien Theater- und Musikvermittlung, im Konzerthaus sowie bei der Arbeit mit pflegebedürftigen Senior*innen. Was Musik(-theater) in diesem Zusammenhang ausmacht und bewirken kann, bewegt sich dabei häufig in einem definitorischen Grenzgebiet zwischen der Musik als künstlerischer Form und Praxis, als Erinnerungskatalysator, als sozialem Ereignis oder als innige Art und Weise der Kommunikation und Gemeinschaft, die durchaus auch therapeutische Züge tragen kann. In diesem Sinne verstehen wir in dieser Ausgabe Musikvermittlung als ein weites, interdisziplinäres Praxisfeld, in dem sich künstlerische, musikpädagogische, musiktherapeutische und sozialarbeiterische Zugänge produktiv miteinander verschränken.
Kai Koch und Lisa Werner fragen nach den Angeboten an Konzerthäusern, die sich spezifisch an Senior*innen richten und liefern Impulse für eine dialoggruppensensible Ausrichtung musikvermittelnder Formate. Anouk Kopps berichtet über das Projekt RESONARE an der Komischen Oper in Berlin, welches es demenzkranken Menschen und ihren Angehörigen ermöglicht, innerhalb der Räumlichkeiten der Oper gesellschaftliche Teilhabe in Form musikalischer Aktivität zu gestalten.
Heike Mayer-Netscher spricht als freie Theaterpädagogin in einem Interview über die Arbeit mit Senior*innen vom Aha!!!-Theater in Nierstein, die im Ruhestand ihren Alltag aktiv und kreativ gestalten wollen, wobei die Musik eine zentrale Rolle einnimmt.
Inwiefern Musiktheater im Pflegeheim umgesetzt werden kann, berichten Katharina Gesell und Johanna Knauf in Form eines Erfahrungsberichtes über das Junge Musiktheater Talomini und ihr Projekt Gedanken(t)räume. Weitere Praxisperspektiven zeigen unterschiedliche Ansätze bei der musikalischen Arbeit im Pflegeheim. Katharina Ruf berichtet vom spezifischen Einsatz der Improvisation bei pflegebedürftigen Senior*innen, Clara-Franziska Petry erläutert ihr musikvermittelndes Kursangebot Musikherzbewegung und Claudia Castillon vermittelt ihr individuelles künstlerisches Begleitangebot in der Palliativ-Pflege.
Darüber hinaus widmen sich zwei Rezensionen dem Thema: Leah Bieberts Besprechung des Buchs Musikhören mit Demenz von Lisa Schön zeigt, inwiefern eine spezifische Musikauswahl demenzkranke Menschen positiv beeinflussen kann. Friedhelm Bruns’ Rezension von Musikgeragogik im Kontext von Kirche und Kirchenmusik zeigt auf, wie die Autorin Kerstin Schatz eine theoretisch fundierte Modellierung des Handlungsfeldes Kirchenmusikgeragogik und dessen Relevanz für die kirchenmusikalische Praxis im Alter vorlegt.
Wir bedanken uns für die Rechte zur Zweitpublikation des Artikels Grundlagen, Arbeitsfelder, Aus- und Weiterbildung von Theo Hartogh und Hans Hermann Wickel aus dem Jahr 2014, der als wichtiger Grundlagentext das (Entstehungs-)Feld der Musikgeragogik in der Wissenschaft abbildet. Dazu gehört auch die Zweitpublikation Nächstes Mal spielt das Saxofon mehr von Beate Hennenberg aus dem Jahr 2016, die das generationsübergreifende Musizieren zwischen Studierenden und Menschen in einem Tageszentrum behandelt.
Wir bedanken uns bei Claudia Castillon für die Publikationsrechte ihres Fotos auf der Ausgabentitelseite.
