Das Inszenieren des Hörens

Abstract

Matthias Rebstocks Text „Das Inszenieren des Hörens“ entstand 2010 im Rahmen der 2. Hellerauer Akademie für experimentelles Musiktheater. Der Regisseur und Professor für Szenische Musik an der Stiftungs-Universität Hildesheim beschreibt darin eine Entwicklung, die sich in den vergangenen zwanzig Jahren im zeitgenössischen Musiktheater abzeichnet: „Inszeniert wird nicht mehr nur das Verhältnis von Sichtbarem und Hörbarem, sondern stärker auch das von Sehen und Hören“ (Rebstock 2016, S. 2). So bricht beispielsweise das Theater Mauricio Kagels (z.B. Match 1964) mit klassischen Hördispositionen und rückt Wahrnehmungsvorgänge ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Selbst aus der Praxis kommend verweist Rebstock auf die Bedeutung, die dem Inszenieren performativer Klangereignisse zukommt, geht es doch Komponisten wie u.a. Mauricio Kagel, Beat Furrer, oder Dieter Schnebel weniger darum Geschichten zu erzählen und zu visualisieren, als vielmehr darum, Klangereignisse als theatrale Vorgänge erfahrbar zu machen. Genau an diesem Punkt lassen sich Parallelen zum Musiktheater für junges Publikum ziehen, einem Genre, in dem das Hören, im Verbund mit den anderen Nah- und Fernsinnen, in den Fokus rückt. So erweisen sich für die zeitgenössischen Arbeits- und Produktionsprozesse im Jungen Musiktheater u.a. Fragen nach dem szenischen Verhältnis von Klangereignissen und theatralen Vorgängen, oder nach der (körperlichen) Nähe zwischen Performer*innen und Zuschauer*innen als zentral für die künstlerische Konzeption.

Matthias Rebstock's text "The Staging of Listening" was written in 2010 as part of the 2nd Hellerau Academy for Experimental Music Theatre. In it, the director and professor of scenic music at the Foundation University of Hildesheim describes a development that has become apparent in contemporary music theatre over the past twenty years: "What is staged is no longer only the relationship between the visible and the audible, but more strongly that between seeing and hearing" (Rebstock 2016, p. 2). For example, Mauricio Kagel's theatre (e.g. Match 1964) breaks with classical listening dispositions and moves perceptual processes to the centre of attention. Even coming from a practical background, Rebstock points out the importance of staging performative sound events, since composers such as Mauricio Kagel, Beat Furrer or Dieter Schnebel are less concerned with telling and visualising stories than with making sound events tangible as theatrical processes. It is precisely at this point that parallels can be drawn with music theatre for young audiences, a genre in which hearing, in conjunction with the other near and distant senses, comes into focus. Thus, for the contemporary work and production processes in Young Music Theatre, questions about the scenic relationship between sound events and theatrical processes, or about the (physical) proximity between performers and audience prove to be central to the artistic conception.

Zitiervorschlag:

Rebstock, Matthias: Das Inszenieren des Hörens. In: Demuth, Marion (Hrsg.) Ein Ort für das Wagnis. Die Hellerauer Akademien für Experimentelles Musiktheater, Büdingen: Pfau Verlag, 2016, S. 105-114, DOI: 10.5282/klangakt/33

(Wir danken Autor*innen und Verlag für die Rechte zur Zweitpublikation)

https://doi.org/10.5282/klangakt/33
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